Influencer InterviewKonstantin Krayer: "Bei Videos brauchst du etwas, das die Leute fesselt"
Street Styles bei Instagram, POV-Videos bei TikTok, Kooperationspartner aus dem Premium-Segment. Konstantin zählt seit vielen Jahren zum etablierten wie erfolgreichen Kreis deutschsprachiger Fashion-Influencer. Sein Account-Name Konstantin - ohne den Zusatz "official", ohne kryptische Buchstaben, ohne Zahlen oder Geburtsdaten - verrät schon einiges über den Look, den Konstantin auf Instagram zeigt. Unaufgeregt, hochwertig, auf den Punkt. Darüber sprechen wir mit ihm, als wir uns in einem italienischen Restaurant zum Interview treffen. Insights rund um TikTok, einen Blick auf die Good Old Times von Social Media und eine Diskussion über die Herausforderungen mit denen Creators heute dealen, gibt's natürlich auch.
styleranking: Ich esse am liebsten...
Konstantin: … Pizza.
styleranking: Ich höre am liebsten…
Konstantin … Musik. Und zwar alles.
styleranking: Auch Helene Fischer?
Konstantin: Wenn es ein cooler Song ist, klar. Momentan höre ich gern alte Rocksongs.
styleranking: Wenn mein Leben verfilmt würde, ...
Konstantin: … möchte ich die Hauptrolle am liebsten selber spielen.
styleranking: Um mich zu entspannen, …
Konstantin: … mache ich Sport.
styleranking: Könnte ich einen Tag als Superheld verbringen, wäre ich …
Konstantin: … Superman.
styleranking: Was zeichnet dich bei Social Media aus?
Konstantin: Ich bin bei Instagram eher ein ruhiger Mensch. Ich mag es nicht, in den Markt reinzuschreien und um Aufmerksamkeit zu betteln. Mein Instagram-Account ist meine Spielwiese und ich versuche mich dort frei zu entfalten.
styleranking: Passt dein heutiges Leben zu den Berufswünschen, die du mit 15 Jahren hattest?
Konstantin: Zum Teil. Mein größter Traum war es immer, im Vertrieb zu arbeiten. Ich fand es toll, verreisen zu können und schicke Anzüge zu tragen. Das sind Elemente, die ich jetzt in meinem Job vereine - auch wenn ich nicht jeden Tag schicke Anzüge trage.
"Müssen Influencer 20 Stories am Tag hochladen oder reichen auch drei?"
styleranking: Wenn du auf deine Zeit in den sozialen Netzwerken zurückblickst: Was hat sich zum Guten und was zum Schlechten verändert?
Konstantin: Toll ist, dass heute viel mehr Kanäle zur Verfügung stehen, um sich kreativ auszuleben. Allein Instagram bietet ja zahlreiche Möglichkeiten dank Reels, IGTVs, Stories oder Postings. Allerdings ist es dadurch auch schwierig geworden, Grenzen zu setzen. Wie viel Content ist sinnvoll? Müssen Influencer 20 Stories am Tag hochladen oder reichen auch drei?
styleranking: In welchem Bereich limitierst du dich?
Konstantin: Bei meinem Blog. Den habe ich bereits offline genommen, weil ich gemerkt habe, dass meine Follower nicht die aktivsten Leser sind.
styleranking: Vermisst du das Schreiben manchmal?
Konstantin: Nein, ich finde mehr Gefallen daran, visuell zu arbeiten.
styleranking: Was ist die größte Challenge im Bereich Menswear?
Konstantin: Heute wird es schwieriger, Content zu erstellen, der gut performt. Der Instagram-Algorithmus hat mir das früher leichter gemacht. Aktuell ist es schwer, überhaupt angezeigt zu werden.
styleranking: Wie relevant ist dein Outfit und wie relevant ist, dass du es trägst?
Konstantin: Instagram wird authentischer, deswegen ist der Look an sich nicht entscheidend. Außer ich trage etwas, das ganz besonders ins Auge fällt. Ansonsten geht es um Identifikation, da kommt ein Bild von mir im Café manchmal am besten an.
styleranking: Wir sehen in der Menswear wie sich - auch dank Ikonen wie Harry Styles - Geschlechterklischees ändern. Wäre es für dich spannend, z.B. ein Kleid zu tragen?
Konstantin: Ich bediene eher den klassischen modischen Stereotyp. Trotzdem würde ein Bild von mir im Kleid vermutlich viral gehen. Aber gerade das liebe ich an der Mode: Jeder kann sich hier austoben, wie er möchte.
"Ich habe eine sehr internationale Followerschaft, weil ich meine Texte auf Englisch verfasse"
styleranking: Im Bezug auf welche Themen hinterfragst du deinen Content?
Konstantin: Ich frage mich, wie ich als Influencer nachhaltig werden kann. Influencer versuchen, den Markt am Laufen zu halten und den ganzen Konsumwahn ins Maximale zu treiben. Das sollte sich verändern. Die Frage ist, wie das gelingen kann. Wäre es etwa eine Option, nur noch eine begrenzte Zahl von Kooperationen einzugehen - z.B. maximal 30 Prozent des Contents?
styleranking: Wie setzt sich deine Followerschaft zusammen?
Konstantin: Ich habe eine sehr internationale Followerschaft, weil ich meine Texte auf Englisch verfasse. Größtenteils stammen die Follower aus Deutschland und Amerika. 80 Prozent sind Männer zwischen 24 und 34 Jahren.
styleranking: Wie oft wirst du gefragt, ob du eine Freundin hast?
Konstantin: Das kommt öfters vor. (lacht) Zwei bis dreimal pro Woche.
styleranking: Wie gehst du damit um?
Konstantin: Ich unterscheide zwischen Followern und privaten Freunden. Es kommt für mich nicht in Frage, Follower zu daten. Natürlich schmeicheln mir Liebeserklärungen bei Instagram. Aber mein Privatleben soll privat bleiben.
styleranking: Wo ziehst du die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Konstantin?
Konstantin: Meine Familie halte ich sehr privat.
styleranking: Würdest du ein:e Partner:in auf Instagram zeigen??
Konstantin: Das hängt davon ab, ob sie darauf Lust hätte. Vielleicht ist sie ja selbst bei Social Media aktiv, sodass man sich gegenseitig unterstützen könnte.
styleranking: Kommt es vor, dass Follower:innen deine persönlichen Grenzen überschreiten?
Konstantin: Leider relativ häufig. Es reicht z.B., wenn ich auf eine DM antworte und die Leute dann den Absprung nicht finden und sich total auf die Konversation fixieren. Deshalb versuche ich vornehmlich, Fragen zu beantworten. Darüber hinaus schränke ich die privaten Nachrichten ein.
styleranking: Unterscheiden sich die Zielgruppen von Instagram und TikTok?
Konstantin: Auf Instagram habe ich viele männliche Follower. Ich wollte davon profitieren mir auf TikTok eine andere Followerschaft aufzubauen. Also produzierte ich Single-Video nach Single-Video. Teilweise kommentierten auch zwölfjährige Mädchen. Ich werde dieses Jahr 30! Das war schon krass. Deswegen habe ich auch einige Videos archiviert.
styleranking: Wie nimmst du Chancen auf Kooperationen bei TikTok wahr? Denkst du, dort lässt sich ebenso viel Geld verdienen, wie bei Instagram?
Konstantin: Auf jeden Fall. Ich erhalte auch Anfragen, aber bislang keine passenden. Das liegt vielleicht auch an meiner TikTok-Zielgruppe. Es macht wenig Sinn für Männermode zu werben, wenn 70 Prozent der Follower aus Frauen bestehen
"Ich stecke viel Zeit in die Vorbereitungen"
styleranking: In welchen Bereiche wünschst du dir mehr Kooperationen?
Konstantin: Ich möchte den Bereich Männermode im Premiumsegment ausbauen - dazu zählen Brands wie Karl Lagerfeld oder Hugo Boss.
styleranking: Im Influencer Marketing fällt viel Arbeit hinter den Kulissen an. Welche Arbeit sieht kaum jemand?
Konstantin: Ich stecke viel Zeit in die Vorbereitungen. Bei großen Mode-Jobs kommt dann z.B. das Styling dazu, was ebenfalls sorgfältig geplant werden muss. Dazu gehören dann etwa Moodboards oder pdfs, die jedes Produkt mit Link beinhalten.
styleranking: Welche Herausforderung bringt Video-Content mit sich?
Konstantin: Bei Videos brauchst du etwas, das die Leute fesselt und dazu bringt, sich das Video bis zum Ende anzuschauen. Manchmal kann ein super einfaches Video viral gehen, weil es interessant wirkt. Trotzdem muss ich meinen Video-Content stärker hinterfragen, weil ich die Aufmerksamkeit der Leute länger binden muss. Deswegen schicke ich Videos oft vorher an Freunde und frage nach einer ehrlichen Meinung.
styleranking: Wenn Instagram morgen abgeschaltet würde, welchen Job würdest du antreten?
Konstantin: Ich würde einen handwerklichen Beruf ergreifen wollen. Es wäre ein Job, bei dem ich abends richtig kaputt nach Hause käme. Die körperliche Anstrengung bei der Arbeit vermisse ich. Ich bin aber auch glücklich, wenn ich am Ende des Tages weiß, dass ich gute geistige Arbeit geleistet habe.
styleranking: Vielen Dank für das Interview.