Influencer Interview

Kisu: "Elternschaft hat viel mit Überleben zu tun. Humor hilft, nicht durchzudrehen"

Franziska Gajek
Von Franziska Gajek
19.04.2022 / 12:07 Uhr

Kisu steht lange Zeit für außergewöhnlich kreative Feed-Postings, Beauty-Content und romantische Looks. Heute steht in ihrer Bio "Mindfull Parenting". Vor zwei Jahren ist Kisu Mama geworden und widmet sich seitdem zahlreichen Themen rund um Kind, Familie und Elternschaft. Humorvolle Reels zum alltäglichen Wahnsinn finden sich ebenso auf ihrem Account, wie Tipps und Insights aus dem Familienalltag. Aus diesem Wissen hat Kisu nun eine Marke gemacht.

Wir haben mit Kisu über die Gründung ihrer Brand nestliebe gesprochen und erfahren, welche großen Learnings sie heute im Umgang mit Familie und Social Media teilen kann.

nestliebe heißt die neue Brand von Kisu. Im Interview erzählt sie, worauf sich ihre Follower:innen freuen dürfen.   Copyright: Kisu

styleranking: Du hast nestliebe gegründet. Worum geht’s bei deiner Brand?

Kisu: Ich möchte, dass sich Eltern und werdende Eltern wohlfühlen. Deswegen sollen sie neben nützlichen Produkten auch umfangreiche Informationen erhalten. Als ich schwanger wurde, bekam ich aus meiner Community viele Nachfragen zu Themen rund um Schwangerschaft und Familiengründung. Dabei war mir immer wichtig, meine Tipps nicht vorwurfsvoll zu formulieren. Wir Eltern sitzen alle im gleichen Boot, deswegen möchte ich keinen Druck aufbauen. Es geht mir vielmehr darum, Inspiration zu teilen.

styleranking: Wie sieht dein erstes Produkt aus?

Kisu: Die Box “Babys erstes Jahr” beinhaltet sämtliche meiner Tipps für das erste Jahr mit Kind - wie in einem Starter-Paket für Eltern. Ich möchte bei nestliebe mein ganzes Wissen praktisch verpacken, sodass sich Eltern wirklich abgeholt fühlen. Zusätzlich zu den persönlichen Tipps und meinen Produktempfehlungen gibt es auch eigene nestliebe-Produkte in der Box.

styleranking: Hättest du dir so eine Box gewünscht, als deine Tochter unterwegs war?

Kisu: Es gibt einige Dinge, die ich gern früher gewusst hätte. Ich war z.B. auf der Suche nach einem Produkt, was die Schmerzen beim Zahnen lindert. Ich habe lange recherchieren müssen, bis ich etwas gefunden habe, das ohne Betäubungsmittel funktioniert. Dieses Produkt ist jetzt Teil der Box.

Ich erinnere mich gut an die Unsicherheiten, die schon in der Schwangerschaft aufkommen. Gerade beim ersten Kind fragt man sich ständig, ob man alles richtig macht. Mit nestliebe will ich Basic-Fragen beantworten und für ein kleines bisschen mehr Sicherheit sorgen.

styleranking: Welche Wünsche aus deiner Community hast du bei nestliebe aufgegriffen?

Kisu: Ich breche gern aus klassischen Mustern aus und suche nach neuen Wegen. Deswegen war es mir ein Anliegen, Alternativen zu den Produkten im Spielzeugladen zu entwickeln. Ich möchte reduzierter und ursprünglicher agieren, weswegen ich nachhaltige Materialien verwende. Der Lebenszyklus meiner Produkte soll möglichst lang sein. So lässt sich z.B. die Box als Gedankensammler nutzen, sobald die Verbrauchsgüter aufgebraucht sind. Der erste Schnuller, der erste Body, die ersten Söckchen - all die Dinge, die ich auch aufgehoben habe, können dort Platz finden.

styleranking: Welchen Moment aus eurem ersten Jahr als Familie würdest du gern wiederholen?

Kisu: Einen Moment auszuwählen, finde ich schwierig. Die erste Begegnung, das erste Lächeln, das erste Wort - all das sind besondere Augenblicke. Abgesehen davon fand ich besonders, als das Baby mich das erste Mal ganz bewusst wahrgenommen hat. Da realisiert man einmal mehr, dass hier ein Mensch mit einem ganz eigenen Wesen und Charakter zur Welt gekommen ist. Es ist toll, wenn die ersten Persönlichkeitsmerkmale hervortreten.

styleranking: Auf deiner Website steht “Vorurteilsfreie Erziehung auf Augenhöhe”. Was hat es damit auf sich?

Kisu: Ich verteile ohne erhobenen Zeigefinger Tipps an meine Community. Auch mit meinem Kind kommuniziere ich auf Augenhöhe. Kinder sind eigene Persönlichkeiten, die einen respektvollen Umgang wollen und verdienen. Dieser Umgang kann ganz individuell gestaltet werden und muss nicht 1:1 nach meinem Vorbild gestaltet werden. Ein respektvoller Umgang hat viele Gesichter, er sollte aber immer an erster Stelle stehen.

"Wir als Familie balancieren uns in Sachen Privatsphäre ständig neu aus"

styleranking: Es gibt ein Video, in dem du sehr persönliche Worte an deine Tochter richtest. Gleichzeitig verbirgst du das Gesicht deiner Tochter. Wie findest du deine perfekte Balance zwischen “Alltag zeigen” und “Privatsphäre schützen”?

Kisu: Ich berichte seit 10 Jahren über mein Leben. Plötzlich ist mein Leben, ein anderes Lebewesen. Ich habe es sicher nicht von Beginn an perfekt umgesetzt. Als meine Tochter zur Welt kam, habe ich sie gezeigt. Wir als Familie balancieren uns in Sachen Privatsphäre ständig neu aus. Heute zeige ich zunehmend weniger von meinem Kind. Das liegt auch daran, dass das Baby am Anfang förmlich an einem klebt. Das Kind war mein Alltag, ich konnte kaum über etwas anderes sprechen. Mit wachsender Selbstständigkeit des Kindes ändert sich das.

Heute achte ich darauf, dass mein Alltag im Fokus steht und nicht der meiner Familie. Ich frage mich bei meinem Content immer, was ich damit zu tun habe. Schließlich möchte ich mein Leben teilen, nicht das meines Kindes.

styleranking: Hättest du dir vor der Schwangerschaft vorstellen können, dass Eltern-Themen beruflich einen hohen Stellenwert für dich einnehmen?

Kisu: Im privaten Umfeld war ich die Erste, die ein Kind bekommen hat. Das Thema hat also vor meiner Schwangerschaft kaum stattgefunden.

Auf Social Media war ich der Überzeugung, meine Inhalte gut ausbalancieren zu können. Allerdings ist Beauty-Content sehr zeitintensiv und mit Baby habe ich maximal ein 5-Minuten Mama-Make-up geschafft. Ich war froh, überhaupt geduscht zu sein. Hätte ich ein Umfeld mit viel Unterstützung gehabt, sähe meine Social Media-Entwicklung möglicherweise anders aus. Aber in einer Pandemie mit einem 4 Monate alten Säugling gab es nur ein Thema: Das Baby. Heute freue ich mich, dass es so gekommen ist. Dafür brenne ich.

styleranking: Du teilst bei Instagram viele Reels, die humorvoll auf das Thema Elternschaft blicken. Warum hast du dich für diesen Content entschieden?

Kisu: Wir Eltern könnten einige Dinge etwas lockerer sehen, ohne dabei die Realität aus dem Auge zu verlieren. Elternschaft hat viel mit Überleben zu tun, frei nach dem Motto: Die Tage sind lang, aber die Jahre vergehen schnell. Humor hilft, nicht durchzudrehen. Bevor ich mit Beauty begonnen habe, gab’s auf meinem Kanal schonmal Comedy. Das habe ich wiederentdeckt und auf das Thema Elternschaft gedreht.

styleranking: Auf Social Media werden Eltern stark kritisiert und mit ungefragten Tipps überschüttet. Wie gehst du damit um?

Kisu: Das war zu Beginn eine krasse Erfahrung. Mir sind viele Mütter mit mehr Erfahrung gefolgt. Ich konnte mich aber behaupten und durch meine intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themen einiges abfedern. Aber klar - es gibt nach wie vor Themen von denen ich weiß: Wenn ich das anspreche, kann ich mich auf einige Nachrichten gefasst machen.

In meinem privaten Umfeld habe ich großes Glück. Natürlich gibt’s auch da mal übergriffige Kommentare, da stehe ich aber drüber. Ich kenne allerdings andere Beispiele, wo sich Mütter stark vergleichen und damit unter Druck setzen. Wenn ich merke, dass mir jemand nicht gut tut, breche ich den Kontakt sofort ab.

styleranking: Wir sehen auf Instagram überall werdende oder frisch gebackene Eltern. Welche Tipps hast du für deine Kolleg:innen?

Kisu: Grundsätzlich empfehle ich allen Müttern, auf die eigene Intuition zu hören. Hier müssen wir natürlich bedenken, dass wir viele Dinge von unseren Eltern übernehmen. Deswegen sollte man offen für neues Wissen sein. Das ist der beste Weg, um mit Kommentaren umzugehen. Denn durch Wissen verschwindet die Unsicherheit. Wer genau weiß, was der eigenen Familie gut tut, kann hinter seinen Entscheidungen stehen. Das hilft im Umgang mit Belehrungen von Außen.

styleranking: Vielen Dank für das Interview, Kisu.

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