Ein Jahr Schauspieler-Leben in Los Angeles

Ausgewandert: Fabian Arnold über seine Fashion Brand und eine neue Karriere im Acting

Franziska Gajek
Von Franziska Gajek
18.08.2023 / 17:28 Uhr

Model mit beachtlicher Social Media-Reichweite, Inhaber einer Produktionsagentur, Gründer der Fashion Brand Nereus Design – das berufliche Portfolio von Fabian Arnold macht uns beinahe schwindelig. Auf die Frage, was sein Job ist aber antwortet er mit nur einem Wort: Schauspieler.

Vor gut einem Jahr zieht Fabian von seiner Heimat Köln nach Los Angeles. In Deutschland hat er es bereits zu beachtlicher Bekanntheit gebracht. Er arbeitet in der Content Creation, schließt erfolgreiche Werbe-Deals ab und hat doch diesen einen großen Traum im Blick: Schauspieler werden. Nicht irgendwo, sondern dort wo für das Acting gilt: If you make it here, you can make it anywhere.

12 Monate nach seiner Auswanderung treffen wir Fabian zum Interview und sprechen über die Mentalität der US-amerikanischen Film-Industrie, erfahren, was seine Brand mit einem griechischen Gott zu tun hat und reden über diesen einem Lebenswunsch, der sich noch erfüllen soll.

Wir sprechen mit Fabian Arnold über seine ersten Schritte in der US-amerikanischen Filmindustrie.   Copyright: Ren Saliba

styleranking: Du bist seit einem Jahr in L.A.. Was ist seitdem passiert?

Fabian: Es ist sehr viel passiert! Einiges ist schief gegangen, was im Endeffekt aber passieren musste, um weiter nach vorne zu kommen. Eine Woche nachdem ich nach L.A. gezogen bin, habe ich mich von meiner Modelagentur getrennt und stand ohne irgendwas da. Das war am Anfang natürlich ein schwerer Rückschlag, aber es hat sich alles ins Gute entwickelt. Ich habe zwei Wochen später eine E-Mail von einem Acting-Manager erhalten, der auch in der Model-Industrie gearbeitet hat und gesehen hatte, dass ich ohne Agentur in L.A. bin.

Ich wollte eh immer Acting machen und dachte: Warum nicht jetzt. Das Acting habe ich nun ein Jahr lang aufgebaut. Parallel habe ich das Modeling wieder in Angriff genommen.

styleranking: Wenn dich heute jemand fragt, was dein Job ist: Was antwortest du?

Fabian: Schauspieler.

styleranking: Wie stehst du zum Begriff Influencer?

Fabian: Als Influencer habe ich mich nie identifiziert. Mein Fokus lag eher auf der Content Creation. Deshalb habe ich mein Produktionsunternehmen FXA Media gegründet.

Social Media fühlt sich für mich an, als würde ich eine Serie schauen. Nach Staffel 5 ist die Luft raus und ich muss eine neue Serie anfangen.

Ich habe 2016 mit Social Media angefangen, bin auf Instagram und TikTok gewachsen. Und wenn dir die Plattformen irgendwann nichts mehr geben, hast du keine Lust mehr, etwas Neues zu kreieren. Du übersättigst. Der Freigeist fehlt. Deswegen konzentriere ich mich aufs Acting.

"In Deutschland wollen wir eher bodenständig sein"

styleranking: Hilft dir Social Media beim Schauspielern – sei es durch deine Reichweite oder durch deine Erfahrung?

Fabian: Das spielt keine große Rolle. IMDb gilt als das Instagram für Schauspieler – da sind von Produzent bis Drehbuchautor alle vertreten. Hier zählt besonders, welche Projekte man bereits umgesetzt hat.

Es ist egal, wie viele Follower ich bei Instagram habe. Auch den blauen Haken kann man sich mittlerweile einfach kaufen.

Bei kleineren Projekten kann es ein Vorteil sein, wenn zwei gleichwertige Schauspieler zur Auswahl stehen, aber der eine 500.000 Follower hat.

Das Wichtigste bleibt allerdings die Schauspielschule. Du musst das Handwerk lernen.

styleranking: Welchen Unterschied bemerkst du in der Bewertung der Entertainment-Branche zwischen Deutschland und den USA?

Fabian: Ich kenne die Filmbranche in Deutschland nicht sehr gut. Aber was die Kultur betrifft: Die USA nehme ich als reinen Marketing-Sales-Staat wahr. Hier geht’s immer ums Verkaufen – egal in welchem Bereich. Das fängt bei der Politik an. Viele Politiker sind nichts anderes als Marketing-Leute. Die verkaufen ihre Idee für das Land. In Deutschland sind die Politiker im Schnitt vermutlich deutlich professioneller.

In der Filmindustrie funktioniert das ähnlich. Es wird alles gegeben, jeden Film marketingtechnisch groß rauszubringen. In Deutschland wollen wir eher bodenständig sein und unser Ego weniger in den Vordergrund stellen. Deutsche reden alles klein, US- Amerikaner groß.

Copyright: Fabian Arnold

styleranking: Wie fühlt es sich an, in diesem Game mitspielen zu müssen und auch sich selbst so stark zu vermarkten?

Fabian: Ich habe einen guten Mittelweg gefunden zwischen sehr ehrlichen persönlichen Gesprächen und der Fähigkeit, mich trotzdem verkaufen zu können. Das habe ich einigen Amerikanern voraus, die vor lauter Verkaufen die Bodenständigkeit verlieren. Ich bin gut hier angekommen und habe viele wichtige Kontakte mit großen Celebrities geknüpft. Die wissen, ich bin down-to-earth und habe was in der Back-Pocket – mit meiner Produktionsfirma, mit meiner Fashion Brand „Nereus“. Immer on-time zu sein wird hier auch geschätzt. Damit hebe ich mich ab.

styleranking: Du stehst neben J.Lo und Ben Affleck auf dem Red Carpet. Schüchtert dich diese Prominenz ein oder profitierst du von deiner Karriere in Deutschland, die dich mit vielen Celebrities in Kontakt gebracht hat?

Fabian: Ich bin ein richtiges Kleinstadt-Kind, ein Dorf-Otto. Die meisten erkenne ich nicht mal, da muss mir dann jemand sagen, dass ich mich gerade mit DC-Mastermind James Gunn unterhalten habe. Mir hat der Name nichts gesagt. Er ist die Person, die dich in jeden DC-Film reinbringen kann. Auf der Flash-Premiere habe ich mich kurz mit ihm unterhalten und wusste nicht, wer er ist. Ich bin dann aber offen und ehrlich und frage einfach nach.

Mich interessiert nicht, ob jemand super wichtig ist – das habe ich in Deutschland gelernt. Ich trete nicht als Groupie auf. Ich schaue mir auch keine Interviews von Celebrities an. Was mich interessiert ist eher Self-Education-Content von Schauspielern. Matt Damon hat z.B., als er in meinem Alter war, bei Ben Affleck auf der Couch gepennt. Auch die beiden sind irgendwann mal nach L.A. gekommen, um Schauspieler zu werden. Das sind ganz normale Menschen, die alle ähnliches durchgemacht haben.

Copyright: Fabian Arnold

"In der Realität sitzt du in einem Stuhlkreis und fühlst dich wie in einer Selbsthilfegruppe"

styleranking: Wie sieht dein Acting-Alltag gerade aus?

Fabian: Ich stehe zwischen 5 und 7 Uhr auf. Bis 10 Uhr absolviere ich Calls mit den deutschen Kunden und bin für meine Produktionsagentur und meine Fashion Brand Nereus Design aktiv. Ab 11 Uhr arbeite ich und habe z.B. Model-Shoots. In der Acting-Schule nehme ich zwei Mal die Woche von 6 Uhr abends bis Mitternacht Unterricht.

styleranking: Was passiert in der Acting-Schule?

Fabian: Ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Du trainierst immer in einer Gruppe von 8 bis 10 Leuten. Wenn wir an Schauspielschulen denken, haben wir immer ein Bild von einer Bühne mit Rängen vor Augen. In der Realität sitzt du in einem Stuhlkreis und fühlst dich wie in einer Selbsthilfegruppe. Eigentlich handelt es sich um einen komplett leeren Raum, quadratisch, fast ohne Fenster. Darin steht ein kleiner Fernseher mit einer Kamera.

2-3 Tage vor dem Unterricht bekomme ich ein Skript mit einer kleinen Einleitung. Ich muss mir überlegen, welche Backstory die Figur hat, um mich in den Charakter einzuarbeiten. Dann lerne ich den Text auswendig.

In der Acting-School spiele ich dann die Sequenz vor der Kamera und anschließend analysieren wir die Performance.

"Nach sieben Monaten in der Schauspielklasse bin ich bereits in die Kategorie ‘advanced’ aufgestiegen"

styleranking: In welchem Genre siehst du dich als Schauspieler?

Fabian: Im Moment liegt der Fokus darauf, die allgemeinen Skills aufzubauen. Aktuell beschäftigen wir uns z.B. mit Comedy und vorher haben wir uns auf Drama konzentriert. In dem Genre fühle ich mich gerade am sichersten. Jedoch komme ich durch meinen Akzent und meinen trockenen deutschen Humor auch gut im Bereich Comedy an. Ich sehe mich deswegen auch in Komödien wie 21 Jumpstreet. In einer typischen amerikanischen Sitcom, wie z.B. Big Bang Theory sehe ich mich nicht. Dazu benötige ich mehr Training.

styleranking: Was definierst du gerade als beruflichen Erfolg?

Fabian: Für mich war es schon ein Erfolg, mein O-1 Visum zu erhalten. Das schaffen nicht viele. Dieses Visum zu bekommen zeigt, dass man in seinem Bereich zu den besten gehört. Ich bin auch stolz darauf, hier zu leben und Kontakte aufzubauen. Nach sieben Monaten in der Schauspielklasse bin ich bereits in die Kategorie ‘advanced’ aufgestiegen – die zweithöchste, die es gibt. Darauf bin ich sehr stolz.

styleranking: Deinen Traum träumen viele. Was motiviert dich, daran zu glauben, dass du es schaffen kannst?

Fabian: Ich glaube, wenn ich jeden Tag hart daran arbeite, mich connecte und niemals aufgebe, und das für 2-3 Jahre durchziehe, wird es irgendwann klappen. Für mich ist das nur eine Frage der Zeit. Ich will das wirklich.

"Die griechische Mythologie hat mich schon immer sehr fasziniert"

styleranking: Du hast mit Nereus Design eine eigene Brand gegründet. Welche Idee steckt dahinter?

Fabian: Ich habe im März 2020 angefangen, mir Gedanken darüber zu machen. Meine Vorbilder haben ebenfalls eigene Marken gegründet und ich hatte immer den Wunsch, das auch zu tun. Ich habe meine Zielgruppe analysiert und wusste schnell, dass ich in den Bereich Underwear gehe. Kein anderer deutscher Influencer hat dieses Thema besetzt. Wir produzieren in Portugal, weil wir dort die beste Qualität bekommen, auch was Sustainability angeht. Die finale Auswahl der Stoffe und Designs hat sehr lange gedauert, weil mir das extrem wichtig war. Ich wollte Underwear anbieten, die es noch nicht gibt. Also haben wir das Design auf dem Waistband platziert. Die griechische Mythologie hat mich schon immer sehr fasziniert, deswegen habe ich mich davon inspirieren lassen. So ist auch der Name Nereus entstanden. Nereus war in der griechischen Mythologie ein Meeresgott und Seher.

styleranking: Welches Bild haben die Männer von sich, die Nereus kaufen?

Fabian: Wir fokussieren uns hier auf das selbstbewusste Männerbild, da es für mich keinen Sinn gemacht hätte, eine weitere Unisex Marke rauszubringen. Es geht um Sexappeal für Männer, aber auch für Frauen. Die Produkte von Nereus überzeugen in Qualität und Komfortabilität, sodass sie dich im täglichen Leben dazu bringen, dein bestes Ich zu sein.

Damit sprechen wir auch Frauen an, für die wir ebenfalls eine Linie herausbringen werden. Wir wollen dabei Männer nicht als “starkes Geschlecht" positionieren. Vielmehr geht es um die Power, die man spürt, wenn man sich im eigenen Körper wohlfühlt. Wir sprechen eine etwas höhere Preisklasse an und wollen eine exklusive Community kreieren. Deswegen kann man auch eine Mitgliedschaft bei uns abschließen, mit der man einige Vorteile genießt.

Nereus Design verkauft hochwertige Underwear im Spiel mit Geschichten der griechischen Mythologie.   Copyright: Ren Saliba

styleranking: Du hättest deine Marke auch Fabian Arnold Underwear nennen können. Warum hast du dich gegen deinen eigenen, bekannten Namen als Brand-Namen entschieden?

Fabian: Die Mythologie spielt hier eine große Rolle. Ich wollte, dass der Name wirklich etwas zu bedeuten hat. Die Brand soll eine Geschichte erzählen, die die Leute entdecken können. Außerdem wäre die Marke mit meinem Namen im Titel eine reine Influencer Brand geworden. Mir ist es recht, dass Leute, die bei Nereus kaufen, gar nicht wissen, dass ich dahinter stecke. So kann die Marke auch losgelöst von mir funktionieren.

styleranking: Euer Onlineshop war zwischenzeitlich bereits ausverkauft. Sind das gute oder schlechte Nachrichten für dich?

Fabian: In erster Linie ist es natürlich gut, dass wir 3-4 Tage nach dem Launch ausverkauft sind. Das macht die Produkte begehrenswert. Wir setzen ohnehin auf Limited Products. Es gab 5000 Boxen. Die sind richtige Design-Pieces – du kannst sie als Coffee Table Box nutzen oder in dein Bücherregal stellen.

Unsere zweite Linie wird die All white-Linie, mit weißen Waistbands. Die dritte Linie wird schwarz mit einem neuen Waistband. Die Boxen ergänzen sich im Design, sodass sie zusammen sehr cool aussehen werden.

"Die richtig großen Leute haben alle ein Haifisch-Mindset"

styleranking: Du arbeitest sehr viel. Ist es manchmal auch zu viel?

Fabian: Ich bin häufig an dem Punkt, an dem ich mir die Frage stelle, ob es das alles wert ist. Aber ich bin 26 Jahre alt und was ich bisher erreicht habe, motiviert mich. Das kann mir niemand nehmen und daraus ziehe ich meine Lebenseinstellung. Ich möchte irgendwann sagen, dass ich alles gegeben und alles probiert habe.

styleranking: Ist der Druck, sich selbst zu optimieren in den USA ein anderer als in Deutschland?

Fabian: Wenn du mit den richtigen Leuten redest, auf jeden Fall. Die richtig großen Leute haben alle ein Haifisch-Mindset. Du musst dranbleiben, sonst kannst du nur schwer aufholen. Also muss ich jeden Tag arbeiten, auch im Urlaub. Wenn ich die nächsten 6-7 Jahre dranbleiben, habe ich Nereus hoffentlich soweit aufgebaut, dass ich hier nur noch als Head of Creative agieren muss. Dann kann ich mich komplett auf die Schauspielerei konzentrieren. Vielleicht kann ich dann mit 35 etwas runterfahren.

styleranking: Wenn morgen eine Wunschfee kommt und alle deine beruflichen Wünsche erfüllt – was bleibt dann für dich?

Fabian:
Familie. Meine Traumvorstellung ist eine Frau, zwei Kinder und eine Finca auf Mallorca. Da möchte ich alt werden. Ich denke, es geht am Ende des Lebens darum, sagen zu können, dass ich alles versucht habe. Mein Leben in den USA bedeutet alles oder nichts. Sollten sich meine Ambitionen als nichts herausstellen, habe ich das Privileg, zurück zu meinen Eltern nach Deutschland gehen zu können. Dafür bin ich sehr dankbar.

styleranking: Vielen Dank für das Interview.

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