Nikeata Thompson und ihre Wünsche für das Social Media-Jahr 2023
Nikeata Thompson will Themen setzen, Inhalte platzieren und über die großen gesellschaftlichen Themen sprechen. Das wird schon nach den ersten Sätzen unseres Interviews klar. Wir treffen die Autorin, Choreopgraphin und Unternehmerin beim Opening des Armani Beauty Pop-up Stores in Düsseldorf. Dort sprechen wir über ihre Perspektive für Social Media. Wie sollten sich die Themen dort entwickeln? Wie sieht es rund um das Thema "Druck" aus? Und welche relevanten Themen treiben Nikeata persönlich gerade um?
styleranking: Wenn du einen Wunsch frei hättest für die Entwicklung von Social Media im nächsten Jahr: Welcher wäre das?
Nikeata: Die Entwicklung sollte dahin gehen, dass wir ‘Teach by teaching' praktizieren. Das heißt, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst werden und alle sechs Monate wichtige Themen aufgreifen müssen, um davon zu berichten. Ich stelle mir das vor, wie eine kleine Schularbeit. Jeder muss sich ein Thema aussuchen, um auf dem Social Media-Kanal aktiv bleiben zu können. Um digital präsent bleiben zu können, solltest du ein soziales Thema, wie Klima, Krieg oder Konsum, verpflichtend ansprechen. Ich denke da auch an Topics wie Kunst. Wie viele Kunstobjekte in deutschen Museen sind eigentlich deutsch? Diese Fragen müssen wir stellen.
styleranking: Gibt es ein Thema, was dich gerade besonders beschäftigt?
Nikeata: Eins sind natürlich die Menschen im Iran, aber auch die Menschen in Äthiopien und im Kongo. Unser Handy würde ohne den Kongo nicht funktionieren, aber wir wissen das einfach nicht. Wir denken, es kommt alles aus Asien, aber im Kongo*… man findet eigentlich keine Worte dafür, was dort passiert. Wenn wir das wirklich alles sehen würden, dann würden wir auf die Straße gehen, da bin ich sicher. Wir nutzen Handys, Laptops und Co. und sehen all das als Selbstverständlichkeit.
styleranking: Social Media ist häufig ein Ort der schönen Dinge. Findest du, dass ernste Themen und die schönen Seiten des Lebens dort nebeneinander existieren sollten?
Nikeata: Ich komme aus dem Showbusiness. Ich möchte Menschen glücklich stimmen und ich liebe es, Menschen lachen zu sehen. In meiner Welt ist Social Media auch eine Entertainment-Plattform. Ich zeige wenig Privates auf meinem Account, außer manchmal einen Glimps. Ich weiß, dass die Leute neugierig sind. Aber ich zeige mich nicht täglich in der Frontkamera, sondern dokumentiere eher meine Arbeit.
Wenn etwas Spannendes im Privatleben passiert, gebe ich das natürlich preis - aber mit einem mulmigen Gefühl. Ich weiß, wie schnell so etwas kippen kann und mich dann belasten könnte. Deswegen mache ich mir Gedanken und teile nichts einfach so. Mir ist wichtig, zu mir stehen zu können, egal ob das Feedback positiv oder negativ ausfällt.
Ich finde Social Media ist wichtig. Es ist aber nicht das Wichtigste. Unsere Handys nehmen einen hohen Stellenwert ein und erzeugen eine Abhängigkeit. Ich denke, so sollten wir unsere Handys auch betrachten - als Droge. Diese Abhängigkeit ist mir sehr bewusst geworden. Ich fange an, mich zu vergleichen und das kann krank machen.
styleranking: Gelingt es dir immer, dich auf Social Media so zu zeigen, wie du wirklich bist oder stehst auch du manchmal unter Perfektionsdruck?
Nikeata: Pressure habe ich immer - in meinem Job, im Alltag, im Leben. Schon seit ich jung bin, setze ich mich unter Druck. Ich war Leistungssportlerin bei Bayer Leverkusen und stehe irgendwie drauf, mich wachsen zu sehen. Aber natürlich hat das auch eine ungesunde Seite. Zum Glück habe ich Mitarbeiter, die meine Freunde sind, und sagen: Du bist cool und die Leute mögen dich aufgrund deines Charakters - nicht weil du groß und blond bist und 80 Prozent der Männer auf dich stehen. Sondern tatsächlich, weil ich schwarz bin und kurze Haare habe. Die Frauen finden mich cool und Männer sind so ‘Mein Gott kann die auch mal ´nen Punkt und Komma setzen?' (lacht)
styleranking: Was schätzt du an deiner Community?
Nikeata: Ich schätze, dass sie mich unterstützt. 80 Prozent meiner Follower sind Frauen und das heißt für mich, dass ich authentisch bleibe, dass ich ein Vorbild bin. Das heißt für mich auch, dass ich so richtig bin, wie ich bin.
styleranking: Vielen Dank, Nikeata.
*Anmerkung der Redaktion: In der Demokratischen Republik Kongo wird das Erz Coltan abgebaut, ein Rohstoff für Smartphone Akkus. Mehr Informationen gibt es u.a. hier.