Politik, Podcast und Potenziale: Diese Fragen muss die Social Media-Welt 2021 beantworten
TikTok ist ein Hype, Twitch irgendwie auch und die Shopping-Funktion bei Instagram stößt durchaus auf Kritik. Soweit, so bekannt. Doch welche weiteren Entwicklungen und Trends werden uns 2021 begleiten? Was passiert auf den Kanälen der großen Influencer:innen und schafft Storytelling endlich den Durchbruch, wo doch seit Jahren alle darüber sprechen? Wie geht’s im Podcast-Business weiter und können sich Influencer die politische Weltanschauung im Stile einer Helene Fischer noch leisten? Ein Ausblick.
Influencer:innen, politisiert euch
Irgendwo zwischen Greta Thunberg, Rezo und Philipp Amthor stellen junge Menschen politische Fragen, die vor den sozialen Netzwerken nicht halt machen. Diskurse zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit, Gender Equality, Klassismus oder Rassismus werden mit wachsender Bedeutung auch auf Kanälen von Influencer:innen thematisiert.
Aber: Einige der ganz Großen in der Branche scheinen sich an den Leitfaden einer Helene Fischer zu halten und zu politischen Themen konsequent zu schweigen. Einigen Brands dürfte das gefallen, macht es eine Zusammenarbeit doch ungemein leichter. Anders steht es um die Follower:innen. Denn: Enthaltung und Authentizität können nur schwer nebeneinander existieren. Außerdem gibt es immer weniger Marken, die auf Haltung verzichten wollen und bei Influencer:innen nach Allgemeingefälligkeit suchen.
Fest steht: Schweigen fällt heute mehr auf, denn je. Auch wenn es bei all der Hatespeech im Netz ein legitimes Mittel ist, sich selbst zu schützen. Wenn Influencer:innen sich zu allem enthalten, avancieren sie eine Weile lang zu attraktiven Werbe-Projektionsflächen. Das eigene Profil aber verwässert.
Plattes Product Placement wächst sich raus
Auf Kongressen, in Artikeln und Vorträgen ist das Thema Storytelling omnipräsent. In den sozialen Netzwerken allerdings begegnen uns immer noch zahllose simple Produktplatzierungen.
Das liegt mitunter daran, dass die kreative Power der Influencer:innen häufig ungenutzt bleibt. Starre Verträge mit detaillierten Briefings lassen viel Potenzial liegen. Kreatives Mitspracherecht erfordert sicher Anpassungen in Kampagnen-Prozessen - kann aber selbigen einen umfangreichen Mehrwert bieten. Angenehmer Nebeneffekt: Der Influencer:innen-Markt selektiert sich und bietet den kreativen Protagonist:innen mehr Sichtbarkeit.
Wie simpel und brilliant Influencer:innen Werbeposts umsetzen können, zeigt zuletzt Oskar Artem.
Wie viele Podcasts verträgt der Markt
Ob man sich 1995 in Sachen Fernsehprogramm gefragt hat, wie viele Sender die Zuschauer:innen benötigen? Oder bemängelt 2020 jemand das umfangreiche Angebot von Netflix und Co.? Bei Podcasts allerdings sehen wir diese Diskussion immer wieder. Wer über die Zukunft von Podcasts spricht, deutet häufig eine gefühlte Übersättigung des Marktes an.
Wir glauben da an die natürliche Selektion und wissen für 2021: Es gibt noch immer spannende Nischen, die einen Podcast vertragen könnten. Darüber hinaus bietet das Format Podcast exzellente Werbemöglichkeiten. Zu erwarten ist, dass die Zahlen rund um Aufrufe und Abonnenten entsprechend sichtbarer werden. 4 Millionen Deutsche hören täglich einen Podcast. Das Potenzial ist riesig. 2021 brauchen wir die Insights.
Diese Themen kommen 2021 noch
Was Professionals in diesem Jahr außerdem auf dem Schirm haben sollten:
- Digital Wellbeing erlebt nicht zuletzt durch die Krise große Relevanz. Meditations-Podcasts, eine neue Food-Brand für Pamela Reif und Yoga-Sessions soweit das Auge reicht. Das Thema bleibt groß.
- Influencer Marketing wird im Dienstleistungssektor relevant. Ob Versicherungen, Banken oder andere Online-Services - längst weitet sich die Influencer-Branche auf Bereiche außerhalb von Fashion und Beauty aus. Nach ersten Best Cases und mutigen Vorreitern sehen wir 2021 mehr davon. Voraussetzung: Influencer Marketing wird entsprechend inhaltlich und hochwertig ausgestaltet.
- Der Retro-Hype geht weiter, besonders auf der Plattform TikTok. Ob Harry Potter, High School Musical oder Hits aus den 80ern (wie Somebody’s watching me) - ikonische Meisterwerke der Popkultur werden mit großer Leidenschaft von Gen Zlern ausgebuddelt. Wir tippen auf Comebacks von Hannah Montana und Toto-Songs oder Desperate Housewives-Memes.
- Flexible Arbeitsplätze und -Zeiten, Work-Life-Balance und voll ausgestattete Home-Offices - Influencer arbeiten schon lange im Style von New Work. Marken werden sicher in der ersten Jahreshälfte vermehrt auf diese Kompetenzen im Zuge von Content-Erstellung zurückgreifen.
- Das wilde Leben wird irgendwann mit voller Wucht zurückkehren. Schauen wir uns das historisch an, folgten wohl nicht zufällig die Roaring Twenties des 20. Jahrhunderts auf die letzte große Pandemie. Die Rückkehr zum Erlebnis wird auch in den sozialen Netzwerken eine große Rolle spielen.
- Unter Influencer:innen - besonders denen bei TikTok - bereits ein probates Mittel für einen viralen Hit: Challenges, bitte im Video-Format. 2021 werden vermehrt Marken in Zugzwang geraten, sich hier zu versuchen und zu positionieren. 2019 haben auch die Letzten verstanden, dass sie einen Instagram-Account brauchen. 2021 wird sich dieses Prinzip auf innovativen Video-Content ausweiten - sei es mit Reels oder TikToks.
Influencer Marketing bleibt ein Wachstumsmarkt
Der Influencer Marketing-Markt wird 2021 weiter wachsen. Sogar im Krisenjahr konnte das Werbevolumen um mehr als 50 Prozent ansteigen, was eine positive Prognose für das kommende Jahr zulässt. Und wir wissen alle: Wo größere Budgets im Raume stehen und der Markt in seiner Bedeutung wächst, steigen die Ansprüche an Professionalität und Kreativität.
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